Gebrochenes Licht / قوس قزح
Ein Bogen von Damaskus nach Zürich (Uraufführung)
«qaus quzah», arabisch für regenbogen und für iris, bezeichnet den physikalischen vorgang brechenden lichts, eine ephemere schönheit, die aus dem zusammenfügen von differenzen entsteht. die syrische neu-zürcher autorin lubna abou kheir denkt arabisch und schreibt deutsch. mit diesem stück erzählt sie eine geschichte aus unserem globalen dorf, in dem distanzen mal unter lebensgefahr, mal mit einem einfachen mausklick zu überwinden sind. anstelle des lichts sind es in diesem stück die verbindungen, die splittern. sie tun sich auf, über flucht oder whatsapp, über seelenwanderung und google maps – und verschwinden, spannen farben zwischen leben und tod. ein rekrut und sein kaputtes telefon, das nur noch eine nummer wählt. eine junge frau in zürich, deren verbindungen in die welt, aber auch im chat mit ihrer mutter im istanbuler exil veröden. ein kleiner schweizer junge mit einer mission aus einem anderen leben, die in sein kinderzimmer einbricht. und ein taxifahrer, dessen navi von zürich aus damaskus anpeilt, und der fühlt, dass er mit vier rädern das gesicht der welt verändern kann. die zürcher regisseurin ivna žic, selbst grenzgängerin zwischen schreiben und inszenieren, hat ein luzides gespür für text und eine obsession für sprache(n), vielsprachigkeit und die räume, die sich dazwischen auftun.
«aus syrischer alltagssprache, das mit bildmächtigen bildern verhandelt, und aus neu gesuchtem und neu gefundenem deutsch werden figuren lebendig, die aus der welt des magischen realismus auf die bühne gefallen zu sein scheinen. das kleine theaterwunder möglich macht auch die regie von ivna žic. sie findet für das exzentrische idiom von kheir einen aggregatszustand, der nichts festlegt, was nicht festgelegt sein muss. denn hier sträubt sich das trauma gegen das erzähltwerden, weil es nur erlebt werden kann; und genauso widersetzt sich die sprache der grammatik, den grenzen und vermeintlicher genauigkeit. allein diese anschauung macht den theaterbesuch zum glückserlebnis.»(nzz vom 7.11.2019)
«im gebrochenen licht sieht man manches klarer. so fühlten wir uns in den bann geschlagen von einem 70-minütigen, funkelnden poem über die abgründe unserer zeit.» (tages-anzeiger vom 2.11.2019)
bild: philip frowein
premiere (saal): 1.11.2019
ort: neumarkt saal
Mit
anna hofmann, jakob leo stark, sascha ö. soydan, rahel sternberg, Aurel Kuthy
Produktionsteam
Regie & Konzept: Ivna Žic
Text & Konzept: Lubna Abou Kheir
Dramaturgie & Konzept: Julia Reichert
Bühne & Kostüm: Sophie Reble
Musik: mitja schallander
Übersetzungsberatung: Garda Elsherif
Regieassistenz: Kenza Nessaf
Ausstattungsassistenz: Anja Temperli