Affirmative Sabotage - ein Round Table

von & mit Tasnim Baghdadi, Jens Balzer, María do Mar Castro Varela, Hayat Erdoğan, Salome Hohl, Fatima Moumouni, Nora Zukker


Woke Culture, Kampagnenjournalismus, mediale Öffentlichkeiten, kulturpolitisch motivierte Parteiprogramme und darin die fragile Freiheit der Kunst, von Kulturinstitutionen, von Kulturjournalismus, sowie die Frage nach Diskursfähigkeit in einer Instant-Meinungsgesellschaft.
Wie also können wir miteinander ins Gespräch kommen und verteidigen, was auf dem Spiel steht, fragen sich an diesem Round Table Kulturschaffende, Institutionsleiterinnen, Philosoph:innen, Journalist:innen. Wie können wir verkürzten reflexartigen Auslegungen und Ablehnungen von komplexen Prozessen innerhalb diverser Gesellschaften die notwendigen Räume geben? Warum gibt es eine Abneigung gegenüber Veränderungen, wieso ist Woke für manche Lifestyle, für andere politische Praxis und wieder andere das dämonisierte Andere? Warum sind dekoloniale und postkoloniale Theorien manchen ein Dorn im Auge? Warum ist die Identitätspolitik der einen nicht sichtbar, weil normativ und die der anderen «schuld» - woran eigentlich? Und welche Rolle nimmt Kunst und Kultur im Ganzen ein?

In unserer komplexen Welt, in der die voranschreitende Polarisierung keine Differenzierung zuzulassen scheint, treten wir in den Dialog mit dem, was die Philosophin Gayatri Chakravorty Spivak als «Affirmative Sabotage» bezeichnet.

«Affirmative Sabotage ruiniert nicht nur; die Idee ist, in den Diskurs einzutreten, den du kritisierst, damit du ihn von innen heraus drehen kannst. die einzige wirkliche und effektive art und weise, wie du etwas sabotieren kannst, ist, dass du sehr intim mit ihm wirst.»
(Gayatri Chakravorty Spivak)

Konfrontiert mit verkürzenden und ausschliessenden Gegensätzen, wie schwarz-weiss, gut-böse, links-rechts etc., möchten wir in den Bindestrich eintreten, ins Grau, ins weder-noch und sowohl-als-auch, in den Widerspruch und die Ambivalenz. Und Möglichkeiten imaginieren, wie eine lebendige Diskurs- und somit konstruktive Streitkultur lebendig bleibt. Weil: Wenn man anfängt zu flüstern - oder gar aus Angst, gecancelt zu werden zu schweigen -, dann ist die Demokratie in Gefahr. Und nicht zuletzt steht mit dieser auch die Kunst auf dem Spiel. In diesem Sinne, ebenfalls mit Spivak gesprochen: «Lassen Sie uns eine bejahende Sabotage ausführen – und lassen sie uns die Werkzeuge mit einem neuen Sinn erfüllen und benutzen!»

Sprache Deutsch
Von & mit Tasnim Baghdadi, Jens Balzer, María do Mar Castro Varela, Hayat Erdoğan, Salome Hohl, Fatima Moumouni, Nora Zukker
Diese Veranstaltung ist eine Kooperation des Migros Museum für Gegenwartskunst, des Theater Neumarkt und des Cabaret Voltaire.